Die Sonne strahlt, ich sitze auf meinem ausgebreiteten Handtuch an einem der Strände Mauis unter einem Baum und genieße das gute Wetter. Das ist der Inbegriff von Urlaub, so wenig habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan, während ich unterwegs war. Normalerweise bin ich nämlich ein ziemlich aktiver Urlauber, der lieber wandern geht, als am Strand zu liegen. Dieses Mal habe ich mich aber bewusst dafür entschieden einfach mal gar nichts zu tun.
Plötzlich da sein
Dementsprechend erwarte ich auch nicht besonders viel, liege einfach nur da und beobachte die Sonne, die durch die Blätter strahlt. Es ist der vorletzte Tag auf Maui und damit auch fast das Ende meines Hawaii Abenteuers. Es kommt mir immer noch ein wenig surreal vor, dass ich tatsächlich hier bin. Als wir im Winter den Flug gebucht haben, war das alles noch so weit weg, irgendwie nicht greifbar. Ich habe in einem anderen Artikel schon einmal geschrieben, dass auf jeder Reise der Moment kommt, in dem ich erst richtig realisiere, dass ich wirklich und tatsächlich genau dort bin, wo ich bin. Bis dahin dauert es aber häufig eine ganze Weile und meistens sind es die ruhigen Augenblicke, in denen mich diese Erkenntnis trifft wie Thors Hammer. Auf meiner Tour durch den Westen der USA war es während einer langen Autofahrt über die Route 66, auf Hawaii ist es der Strand geworden. Irgendwie passend.
Von Surfversuchen und kleinen Wellen
Der Grund, weshalb ich nicht schon längst im Wasser bin, ist ganz einfach: Ich passe auf die Wertsachen auf. Denn auch wenn das Auto nur ein paar Meter weiter steht, fühlen wir uns so wohler. Mein Reisepartner lernt derweil surfen. Bei den Wellen, die im Vergleich zu den letzten Tagen ziemlich klein sind, keine leichte Aufgabe. Das hat der Verleih auch gesagt, aber wir wollten es zumindest einmal probieren.
Ich lasse in der Zeit unseren Aufenthalt Revue passieren: Honolulu, den Waikiki Beach, den Regenwald, die Road to Hana, den Haleakala. Wir sind uns sicher, dass wir noch einmal wiederkommen werden, denn Big Island und Kauai mussten aus Zeit- und Kostengründen leider gestrichen werden. Trotzdem war es genau diese Entscheidung, die uns Hawaii ganz besonders intensiv hat erleben lassen: Die Beschränkung auf nur zwei Inseln war genau die richtige, um die Zeit genießen zu können und nicht von A nach B hetzen zu müssen.
Baden im Pazifik
Irgendwann kann ich dann doch ins Wasser. Der Strand ist so gut wie leer, nur einige Einheimische baden ebenfalls oder joggen an der Promenade. Ich halte erst skeptisch den großen Zeh ins Wasser – ein antrainiertes Misstrauen, das mir die Ostsee beigebracht hat. Meine Zweifel sind aber unbegründet: Das Wasser ist Badewannen warm. Wohlig lasse ich mich hineingleiten und schwimme ein kleines Stück hinaus – nicht zu weit, aber weit genug, um nicht mehr stehen zu können. Ich lege mich auf den Rücken und lasse mich im Wasser treiben. Die Sonne lässt das Meersalz auf meiner Haut prickeln und ich schließe die Augen, um das sanfte Schunkeln zu genießen. Bis, ja, bis ich eine Bewegung spüre.
Haiattacken
Kurz erinnere ich mich an ein Erlebnis, das ich während meines Austauschs in Australien hatte: Eine vermeintliche Haiflosse, die alle Badenden in absolute Panik versetzt hat und die sich zu guter Letzt als Delfin entpuppte. Schnell verwerfe ich diese These aber wieder – am Strand gab es keine Warnung und ich bin nicht weit genug draußen. Trotzdem fange ich an, wieder in Richtung Ufer zu schwimmen, das friedliche Gefühl in meinem Magen ersetzt durch ein mulmiges.
Keine zwei Meter weiter und ich spüre schon wieder einen Zug an den Beinen. Dieses Mal habe ich es mir ganz sicher nicht eingebildet und ich merke, wie das mulmige Gefühl sich in Angst verwandelt. So schnell es irgend geht schwimme ich zurück, bis meine Füße endlich wieder festen Grund haben. Dann schaue ich nach rechts und entdecke einen überdimensionierten Schatten neben mir im Wasser.
Meeresschildkröten voraus
Mein erster Gedanke ist: Scheiße, ein Hai. Mein zweiter: Das muss aber ein ziemlich fetter sein. Ich bleibe ganz ruhig stehen, nur noch bis etwa zur Hüfte im Wasser. Und dann sehe ich den Kopf, der neben mir durch die Wellen bricht: Er gehört keinem Hai, sondern einer Meeresschildkröte. Einer sehr neugierigen Meeresschildkröte. Wir gucken uns an, dann taucht sie wieder ab und verschwindet genauso schnell wie sie gekommen ist. Erleichtert wate ich zurück an den Strand und muss über mein kleines Angsthasenherz lachen. Ein Blick zurück zeigt mir in einiger Entfernung dieses Mal zwei Schildkrötenköpfe. Als ob sie sich verabschieden wollten. Ich hebe die Hand zum Gruß und hülle mich in mein Handtuch.
Seid ihr schon einmal auf Maui gewesen? Seid ihr vielleicht sogar in einer Tour mit den Schildkröten geschwommen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.
Hahaha, das hätte mir genauso gehen können!
Gut zu wissen. :-D
Nach Maui wollte ich auch unbedingt noch einmal. Ein toller Bericht!
Danke :)
Hui! Das könnte mir auch passieren….
Nein halt;
Es ist mir schon einmal passiert, allerdings nicht mit einer Meeresschildkröte, sondern mit einem Buckelwal der sich in die Ostsee verschwommen hatte (Ein Buckelwahlbaby, es wurde auf den Namen Bucki getauft, und hat den Weg aus der Ostsee auch wieder heraus gefunden). Seit dem meide ich tiefes Wasser
…. denn, es ist extrem Gruselig!