Bremerhaven Seennotretter

Auf dem Seenotretter

[Anzeige] Kontrollfahrt auf der Weser

Es ist einer von diesen Herbsttagen, an denen es gar nicht richtig hell wird. Wolken drücken aufs Gemüt, ab und an kommt ein Schauer runter. Typisch norddeutscher Oktober eben. Das alles hält mich aber nicht davon ab, mich auf das von Bremerhaven Erleben im Rahmen einer Bloggerreise organisierte Treffen mit den Seenotrettern zu freuen. Denn die Arbeit, die die Mannschaften leisten, um die See ein kleines Stückchen weniger wild und gefährlich zu machen, fasziniert mich schon seit ich das erste Mal über die Reling eines Schiffes schauen konnte.

Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ist eine nicht staatliche Organisation, die auf eine über 150jährige Geschichte zurückblickt. Die ersten Bestrebungen zum Aufbau einer Seenotrettung gab es dabei ab 1802. Da im 19. Jahrhundert immer wieder Schiffe in deutschen Gewässern verunglückten, wurde der Ruf nach einer nationalen Seenotrettung schließlich immer lauter; bis 1865 gab es allerdings nur voneinander unabhängige Vereine, die sich der Seenotrettung verschrieben. Erst 1865 bildete sich die DGzRS aus eben jenen Vereinen und wurde geeint durch ihren Wunsch in Seenot geratenen Menschen zu helfen.

Seenotretter: Alltag auf dem Kreuzer

Wie der Alltag einer Mannschaft aussieht, was sie zu tun haben, wie sie leben: Das sehe ich nun in der Praxis, als wir uns unsere Schwimmwesten – nur für alle Fälle, man weiß ja nie – umschnallen und an Bord des Seenotrettungskreuzers gehen. Dort angekommen fällt mir als erstes auf, wie wenig Platz auf dem Schiff ist: Alles ist zweckmäßig und für den Notfall konzipiert, den die Seenotretter zu verhindern suchen. Ein Blick in die Kombüse zeigt aber, dass auch auf einem so engen Wohnraum Platz für Individualität ist: Postkarten, persönliche Fotos und Andenken pinnen sicher an den Wänden und machen die Räume gleich ein bisschen gemütlicher.

Auf der Brücke

Das Schiff setzt sich in Bewegung und ich finde meinen Weg auf die Brücke. Hier sitzt der Steuermann, der uns heute sicher durch die glücklicherweise recht ruhige Weser steuert. Ich als gebürtige Hamburgerin behaupte zwar von mir recht seefest zu sein, weiß aber nicht, ob das auch für meine Kamera gilt.
Der Steuermann fordert mich auf, es mir auf einem der leeren Sitze auf der Brücke gemütlich zu machen, aber richtige Seemannsgarnstimmung kommt nicht auf: Dafür versuche ich viel zu angestrengt mit Blick auf die vielen Knöpfe, Navigationsgeräte und blinkenden Bildschirme nirgendwo gegen zu stoßen. Als mein Fuß wegen einer etwas größeren Welle ausversehen leicht gegen das Steuerrad kommt, sehe ich uns schon vor meinem geistigen Auge mit Karacho gegen das nächste Containerschiff prallen; auf Nachfrage winkt der Steuermann aber nur mit einem Grinsen ab und sagt: „Das Rad ist nur da, wenn die Technik ausfällt. Ich steuere von hier aus.“ Dabei deutet er auf einen der vielen blinkenden Bildschirme.
Sehr beruhigend, denke ich, und mir geht es auf meinem Chefsessel mit Blick auf den Bug des Schiffes gleich viel besser – jetzt wo ich keine Angst mehr habe mit einem falschen Einatmen gleich den ganzen Pott zu versenken.

Ein Leben auf See

Der Steuermann erzählt Anna von immer-unterwegs.com und mir von seinem Leben auf See und seiner Arbeit bei den Seenotrettern. Mit meinem wenigen Wissen über ein Leben als Seemann versuche ich zu verstehen, was es heißt, Wochen lang auf die engen Räume eines Schiffes begrenzt zu sein. Denn auch wenn man nicht auf einem Handelsschiff unterwegs ist, sondern bei den Seenotrettern arbeitet, darf man dennoch nicht einfach seinen Posten verlassen. Denn ein Notfall wartet nicht darauf, dass der Aldi Einkauf erledigt ist oder man vom Besuch eines Restaurants zurückkommt. Deshalb haben die Mannschaften auf den Seenotrettungskreuzern, zumindest hier in Bremerhaven, eine zwei Wochen Taktung, in der sie rund um die Uhr abrufbereit sind.

Das Zusammenleben der Mannschaft

Wie das Zusammenleben an Bord sei, fragt Amrei Ines vom Blog cohoba.de und ich muss unwillkürlich daran denken, wie ich auf die räumliche Enge im Kollegenkreis reagieren würde. Noch dazu, wenn man nicht nur acht Stunden am Tag zusammen verbringt, sondern 24 Stunden.
Aus den Antworten ist herauszuhören, dass sich die Männer untereinander verstehen, es aber durchaus auch mal zu Auseinandersetzungen kommen kann. Das sei aber normal, betonen alle. Denn genau wie in jeder Familie, so komme es auch hier zu Meinungsverschiedenheiten.

Mit dem Tochterboot der Seenotretter durch die Wellen

Ich kann das vollkommen verstehen. Und bewundere die Mannschaft dafür, dass sie sich bei so viel beruflich angeordneter Zeit beisammen trotzdem noch so gut verstehen.
Der Höhepunkt der Kontrollfahrt ist ein Abstecher mit dem Tochterboot. Von diesem aus werden Schiffbrüchige im Zweifelsfall aus dem Wasser gezogen und zurück auf das Mutterschiff gebracht. So warm und gemütlich es auf der Brücke war, so windig und ruckelig ist es hier. Gischt spritzt mir ins Gesicht, während wir durch die Wellen preschen. Ich bin froh, meine Action Kamera dabei zu haben, die wasserfest verpackt wesentlich besser für diesen Trip geeignet ist, als die Spiegelreflex.

Schließlich werden wir wieder hochgezogen und fahren zurück zum Anleger. Wieder an Land verabschieden wir uns von der Mannschaft und machen uns mit vielen neuen Eindrücken und Einblicken in ein Leben, das ich mir persönlich bisher nicht vorstellen konnte, auf den Heimweg. Vielen Dank an dieser Stelle für die vielen Informationen und Einsichten in den Alltag der Seenotretter!

[Anzeige] Herzlichen Dank an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und die Erlebnis Bremerhaven GmbH für die Einladung. Trotz der erfolgten Übernahme der Reisekosten und der Verköstigung spiegelt dieser Text allein meine persönliche Meinung wider. Die Bilder sind ebenfalls von mir.

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Max
Max

Das sind ja wirklich atemberaubende Herbstfotos. Ein wirklich spannender Bericht, sehr schön zu lesen.

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