Kiel? Norddeutschland? Was verbindet man damit eigentlich? Schlechtes Wetter? Vielleicht. Fischköpfe? Eventuell. Hamburg? Ganz bestimmt.
Jenseits der Elbe und der imposanten Hansestadt, die immer eine Reise wert ist, gibt es aber auch noch anderes zu sehen, und zwar das Land zwischen den Meeren: Schleswig-Holstein. Und genau darum soll es in meiner neuen Artikelreihe gehen: Ich werde Reiseberichte über schleswig-holsteinische Kleinode und Sehenswertes schreiben und hoffe damit meinen Lesern auch unbekanntere, aber trotzdem einzigartige und interessante Orte näher bringen zu können, sodass Schleswig-Holstein vor dem nächsten Dänemark Urlaub vielleicht mehr als nur das Durchreisebundesland ist.
Den Anfang soll die Landeshauptstadt Kiel machen. Als ich das allererste Mal dort war, war mein Gedanke beim Anblick der grauen Häuserfassaden: Was für eine hässliche Stadt. Regen und Wind taten ihr übriges und ich war froh, bald wieder abzureisen.
Inzwischen durfte ich die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt aber ein wenig besser kennenlernen und habe festgestellt: So hässlich, wie anfangs gedacht, ist Kiel gar nicht (zumindest wenn sie sich Mühe gibt). Ihre Schönheit tut sich aber nur dem auf, der ihr mehr als einen flüchtigen Blick schenkt und auch über die Kieler Woche hinaus (bei der es immer (!) regnet) die Stadt erkundet. Was macht Kiel also besonders? Was ist eine Reise wert?
Fünf goldene Regeln bei einer Kiel Reise
Bevor jemand voreilig die Stiefel schnürt, zuerst ein paar Ratschläge, die sich im Umgang mit dem norddeutschen Klima (und dem Kieler Wetter insbesondere) schon viele Male als ziemlich hilfreich entpuppt haben:
1. Der Wind kommt immer von vorne. Versuche erst gar nicht, deine Frisur zu retten. Es wird sowieso nicht funktionieren.
2. Das Wetter ist unbeständig. Sehr unbeständig. Im einen Moment strahlt die Sonne, im nächsten schüttet es wie aus Kübeln. Sei vorbereitet!
3. Lass deinen Regenschirm zu Hause, er wird maximal eine einzige Böe von schräg unten links überleben und danach kaputt gehen. Investiere lieber in eine Windjacke und wasserfeste Schuhe.
4. Wenn du erst mal angefangen hast, Möwen zu füttern, wirst du sie nicht mehr los. Und es gibt nicht nur die kleinen flauschigen, die du am liebsten auf die Hand nehmen und streicheln würdest, sondern auch riesige Viecher mit Flügelspannweiten so groß wie ein Flugzeug und Schnäbeln schärfer als deine Küchenmesser. ;)
5. Kiel ist eine Fahrrad Stadt. Bevor du einen Radweg überquerst, schau dich lieber 5x um.
Abseits der Kieler Woche
Wenn man Kiel auf dem richtigen Fuß erwischt (kein Regen, kein Sturm), ist die Stadt wunderschön und selbst wenn der Wind mal wieder peitscht, gibt es trotz alledem einiges zu entdecken. Dazu gehört zum Beispiel…
… der Alte und Neue Botanische Garten.
Von Ersterem hat man einen einmaligen Blick auf die Kiellinie und die Kräne im Hafen und kann bei gutem Wetter den Abend entspannt genießen.
In Letzterem wurde ein Amorphophallus titanum, auch Titanwurz, kultiviert – eine auf Sumatra heimische Pflanze, die äußerst selten blüht, dies in Kiel aber schon mehrfach getan hat. Die Schaugewächshäuser sind davon einmal abgesehen auch bei schlechtem Wetter immer eine gute Anlaufstelle. Achtung: Es gibt freilaufende Wachteln. ;)
… das Kieler Rathaus.
Beides liegt in der Nähe der Kieler Innenstadt und ist von dort aus fußläufig zu erreichen. Der Kieler Rathausturm ist dabei dem Markusturm in Venedig nachempfunden und kann zusammen mit einer Führung auch besichtigt werden. Mein persönliches Highlight ist allerdings der Paternoster, der sich im Bauch des Rathauses befindet.
… das Opernhaus und der Kleine Kiel.
Schöne Inszenierungen und die Möglichkeit, vorher am Kleinen Kiel die Seele baumeln zu lassen, machen auch das Opernhaus immer wieder attraktiv. Wer als Schüler oder Student unterwegs ist, kann sich außerdem bei der Last-Minute-Ticket-Aktion anmelden. Ungefähr 48 Stunden vor Beginn von ausgewählten Vorstellungen werden dort Tickets bis zu 70% ermäßigt angeboten. Dies gilt nicht nur für das Opernhaus, sondern auch für Schauspiel, Ballett oder die Philharmonie (Studenten/Schülerausweis nicht vergessen).
… die Kiellinie und der Hafen.
Das Motto von Kiel lautet: Kiel – Sailing City. Wer also ein bisschen mehr Wasser haben möchte, kann an der Kiellinie entlang bis zum Hafen in der Nähe des Hauptbahnhofes laufen und dort einen Blick auf die großen Fähren der Stena- und Colorline werfen.
… die „Night of the Profs“ an der CAU.
Einmal im Jahr findet in Kiel, wie auch in anderen Städten, die „Night of the Profs“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel statt. Zu einem Leitthema halten Professoren und Professorinnen der Universität Vorträge, zu denen nicht nur Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter eingeladen sind, sondern auch alle anderen Interessierten. Wer also einmal die Hörsaalbank drücken möchte, dem sei diese Veranstaltung empfohlen.
… die Kunsthalle und ihre Ausstellung zum Universitätsjubiläum.
Am 2015 stattfindenden 350. Jubiläum der Christian-Albrechts-Universität beteiligt sich nicht nur die Uni selbst mit vielen Veranstaltungen, sondern auch die Kieler Kunsthalle, die unter dem Motto „CAUboys – Kunst und Universität“ die Geschichte der Kieler Uni aufarbeitet. Sie ist in jedem Fall sehr sehenswert.
Wer sich jetzt fragt: „Und wo ist der Strand abgeblieben?“, hat absolut recht. Bei meinen Recherchen für diesen Artikel habe ich mich aber dazu entschieden, die Stadt Kiel und Sehenswertes im Umland voneinander zu trennen. Zu Sonne, Strand und Meer wird sich also in nächster Zeit noch ein zweiter Artikel einfinden. Bis dahin freue ich mich über Kommentare und würde gerne wissen, ob ihr schon einmal im Land zwischen den Meeren oder sogar in Kiel selbst gewesen seid?
Tschüss!
Halli Hallo :-)
Schöner Beitrag, vor allem die 5 Kiel-Tipps hben mich sehr zum Lachen gebracht. Wir machen im Dezember eine Weihnachtsmarkt-Tour durch Norddeutschland. Lohnt es sich, da auch in Kiel vorbei zu schauen?
Liebe Grüße
Simone
Hallo Simone,
der Kieler Weihnachtsmarkt mag vielleicht nicht ganz so schön sein, wie z.B. der in Lübeck, aber ich finde trotzdem, das Kiel sich auf jeden Fall lohnt (und der Weihnachtsmarkt auch). Wenn ihr also einen Zwischenhalt einlegen wollt, dann kann ich dir Kiel nur empfehlen. Das Wetter wird aber im Dezember wahrscheinlich mittelmäßig bis schlecht sein. ;-)
Herzlich
Anna
Hallo Anna,
ich war noch nicht in Kiel, aber über Ostern ist es soweit und deswegen finde ich deine Tipps ganz toll. Es passte super für mich den Beitrag jetzt auf Facebook zu posten ;) Ganz lieben Dank!
Gerne verlinke ich dann deinen Beitrag, sobald ich was über Kiel geschrieben habe.
Ganz liebe Grüße
Anna
Darüber würde ich mich sehr freuen. :-) Viel Spaß in Kiel und lass dich nicht vom (vermutlich) schlechten Wetter einschüchtern. ;-)
Herzlich,
Anna
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